Hummeln suchen sich die von ihren bevorzugten Trachtpflanzen nicht nach bestimmten Arten aus. Es spielen eher die Blütenform, die Erreichbarkeit von Nektar und Pollen (je nach Art haben Hummeln lange oder kurze Saugrüssel), Ertragsmenge an Nektar und Pollen, sowie, ob die Pflanzen im unmittelbarem Lebensraum rund um das Nest verfügbar sind, eine Rolle. Aber welche Blüten sind für Hummeln geeignet?
Trachtpflanzen verschiedener Hummelarten in Natur und Garten

So kommt es, dass nicht alle Hummelarten die gleichen Trachtpflanzen nutzen. Da helfen Hitlisten der 10 besten Hummelplfanzen nicht.
Doch es gibt bereits einige Langzeitbeobachtungen einzelner Hummel-Arten, sowohl in ihrem ursprünglichen Lebensraum als auch im Garten.
Ackerhummel

Die Ackerhummel Bombus pascuorum lebt in den unterschiedlichsten Lebensräumen und ist auch in der Wahl der Nistplätze sehr flexibel. Zu ihren Trachtpflanzen in der Natur zählen:
- Brombeeren
- Disteln
- Flockenblumen
- Johannisbeeren
- Johanniskraut
- Rot- und Weißklee
- Taubnesseln
- Thymian
- Weiden
- Wicken

Im Garten kommen weitere Trachtpflanzen hinzu: Akelei, Asren, Bärlauch, Berg-Flockenblume, Blauweiderich, Blutweiderich, Beinwell, Borretsch, Christrose (Helleborus niger), Echtes Lungenkraut, Frühlings-Platterbse, Funkie Hosta lancifolia, Garten-Löwenmäulchen, Gemeine Braunelle, Gemeiner Wundklee, Glockenblumen, Großes Springkraut, Gundermann, Herbstzeitlose, Herzgespann, Hohler Lerchensporn, Hohlzahn Caleopsis, Indianernessel, Indisches Springkraut, Klappertopf Rhinanthus, Knoblauchrauke, Krokus, Löwenzahn, Lupinen, Natternkopf, Ochsenzunge, Pfingstrosen, Rittersporn, Roter Fingerhut, Schmalblättriges Weidenröschen, Schöllkraut, Schwertlilie, Storchschnabel, Sumpf-Schwertlilie, Taubnesseln, Tränendes Herz, Traubenhyazinthe, Veilchen, Wald-Ziest, Wiesensalbei, Wolfs-Eisenhut

Baumhummel

Die Baumhummel Bombus hypnorum nistet nicht in Bäumen oder im Wald, wie man bei diesem Namen vermuten könnte, sondern als Kulturfolger in Gärten, Parks, auf Friedhöfen, unter Dächern und auf Wiesen. Ihre Nistkugeln findet man in Ställen, in Mauerspalten und sogar in Vogel-Nistkästen.
Die Baumhummel hat ein besonders weites Spektrum an Blüten:
- Akelei
- Heckenkirschen
- Himbeeren
- Johannisbeeren
- Linden
- Rosengewächse
- Taubnesseln
- Weiden
- Wicken

Im Garten kommen weitere Trachtpflanzen hinzu: Beinwell, Berg-Flockenblume, Blauweiderich, Blutweiderich, Borretsch, Echtes Lungenkraut, Glockenblumen, Gundermann, Hohler Lerchensporn, Indisches Springkraut, Klappertopf Rhinanthus, Kriechender Günsel, Krokus, Löwenzahn, Lupinen, Natternkopf, Pfingstrosen, Rotklee, Scharbockskraut, Schmalblättriges Weidenröschen, Schöllkraut, Storchschnabel, Wald-Ziest, Weißklee, Wiesensalbei
Dunkle Erdhummel

Die Dunkle Erdhummel Bombus terrestris ist unsere häufigste Hummelart. Sie ist weit verbreitet und besiedelt die unterschiedlichsten Lebensräume. Ihre Nester legt sie meist unterirdisch an. Sie fliegt vor allem folgende Trachtpflanzen auf ihren Sammelflügen an:
- Akelei
- Fingerhut
- Goldregen
- Rot- und Weißklee
- Taubnesseln
- Weiden
- Wicken
Im Garten kommen weitere Pflanzen der Dunklen Erdhummel infrage: Astern, Beinwell, Berg-Flockenblume, Blauer Eisenhut, Blausternchen, Blauweiderich, Blutweiderich, Borretsch, Christrose (Helleborus niger), Echtes Lungenkraut, Garten-Löwenmäulchen, Glockenblumen, Gundermann, Hohler Lerchensporn, Indisches Springkraut, Johanniskraut, Klappertopf Rhinanthus, Kriechender Günsel, Krokus, Küchenschelle, Löwenzahn, Lupinen, Märzenbecher, Natternkopf, Pfingstrosen, Roter Sonnenhut, Schmalblättriges Weidenröschen, Schöllkraut, Storchschnabel, Taubnesseln, Wald-Geißbart, Wald-Ziest, Weißklee, Johanniskraut.

Steinhummel

Die Steinhummel Bombus lapidarius besiedelt in der Natur vor allem offenes Gelände, aber auch Waldlichtungen, Trockenwiesen oder Wegränder. Das Nest wird meist in Bodennähe angelegt. Im Garten findet man das mit Moos, Pflanzenfasern oder Tierhaaren gepolsterte Nest unter Büschen und Hecken, aber auch in der Lücke in einer Trockenmauer. Folgende Blüten bevorzugen diese Hummeln:
- Ackerbohne
- Disteln
- Flockenblumen
- Glockenblumen
- Rot- und Weißklee
- Taubnesseln
- Wiesen-Salbei
Im Garten werden weitere Blüten von Stein-Hummeln regelmäßig besucht: Akelei, Beinwell, Berg-Flockenblume, Blauweiderich, Blutweiderich, Borretsch, Christrose (Helleborus niger), Glockenblumen, Gundermann, Hohler Lerchensporn, Honklee, Indisches Springkraut, Johanniskraut, Klappertopf Rhinanthus, Kriechender Günsel, Krokus, Küchenschelle, Löwenzahn, Lupinen, Narzissen, Natternkopf, Pfingstrosen, Primeln, Rotklee, Scharbockskraut, Schmalblättriges Weidenröschen, Schnittlauch, Schöllkraut, Storchschnabel, Taubnesseln, Wald-Ziest, Weißklee

Gartenhummel

Die Gartenhummel Bombus hortorum fliegt im Garten folgende Pflanzen an: Akelei, Berg-Flockenblume, Blauer Eisenhut, Beinwell, Blauweiderich, Blutweiderich, Borretsch, Echtes Lungenkraut, Frühlings-Platterbse, Funkie Hosta lancifolia, Garten-Löwenmäulchen, Gemeiner Wundklee, Glockenblumen, Großblütiger Fingerhut Digitalis grandiflora, Großes Springkraut, Gundermann, Hohler Lerchensporn, Indianernessel, Indisches Springkraut, Klappertopf Rhinanthus, Kriechender Günsel,Küchenschelle, Löwenzahn, Mondviole, Narzissen, Natternkopf, Pfingstrosen, Primeln, Rittersporn, Roter Fingerhut, Rotklee, Salomonsiegel, Schöllkraut, Storchschnabel, Sumpf-Schwertlilie, Taubnesseln, Tränendes Herz, Veilchen, Wald-Ziest, Wiesensalbei, Weißklee, Wolfs-Eisenhut.

Wiesenhummel
Blüten für Wiesen-Hummeln Bombus pratorum: Akelei, Beinwell, Berg-Flockenblume, Blausternchen, Borretsch, Christrose (Helleborus niger), Hohler Lerchensporn, Klappertopf Rhinanthus, Gundermann,Knoblauchrauke, Kriechender Günsel, Krokus, Küchenschelle, Löwenzahn, Lupinen, Märzenbecher, Natternkopf, Pfingstrosen, Salomonsiegel, Scharbockskraut, Schmalblättriges Weidenröschen, Schneeglöckchen, Schöllkraut, Storchschnabel, Taubnesseln, Tränendes Herz, Wald-Ziest, Weißklee, Wiesensalbei, Winterling.

Hitliste der von allen 6 Hummelarten besuchten Trachtpflanzen
Diese Zusammenstellung verdeutlicht, dass folgende Trachtpflanzen im Garten von allen 6 vorgestellten Hummel-Arten genutzt werden. Alle Pflanzen zeichnen sich durch einen hohen Gehalt an Nektar und Pollen aus, wobei der Zuckergnehalt meist hoch bis sehr hoch ist:
- Beinwell (Nektar: ***, Pollen: *, Zuckergehalt 35 bis 39%)
- Bergflockenblume (Nektar: ***, Pollen: *, Zuckergehalt bis 45%)
- Borretsch (Nektar: ***, Pollen: **, Zuckergehalt bis 52%)
- Gundermann (Nektar: **, Pollen: **)
- Klappertopf (Nektar: **, Pollen: ***)
- Kriechender Ginsel (Nektar: ***, Pollen: **)
- Löwenzahn (Nektar: ***, Pollen: ***, Zuckergehalt bis 51%
- Natternkopf (Nektar: **, Pollen: ***, Zuckergehalt 17 bis 43%)
- Storchschnabel (Nektar: **, Pollen: ***, Zuckergehalt bis 71%)
- Wald-Ziest (Nektar: ***, Pollen: ***)
- Weißklee (Nektar: ***, Pollen: ***, Zuckergehalt 25 bis 52%)
- Wiesensalbei (Nektar: ***, Pollen: ***)

Von der Hit-Liste dieser 12 Arten sind 11 gar keine exklusiven Gartenpflanzen. Sie kommen bei uns als Wildpflanzen auch in der Natur vor. Eine Art, der Borretsch, ist ein bekanntes Würz- und Küchenkraut, aber sicherlich auch keine echte Garten-Zierpflanze.
Unser Tipp!
Wer ein Hummelnest oder fliegende Hummeln im Garten entdeckt hat, pflanzt einfach mindestens eine dieser 12 Pflanzenarten und hilft damit bestimmt mindestens einer unserer sechs im Garten häufigsten Hummel-Arten.
Arbeitsteilung zwischen den Sammlerinnen eines Hummelvolkes

Nach welchen Kriterien die Hummeln ihre Trachtpflanzen zum Nektar- und Pollensammeln auswählen, ist bis heute nicht restlos geklärt. Dass es keine angeborene und von Generation zu Generation vererbte Wechselbeziehung zwischen Hummel und Trachtpflanze gibt, zeigen die folgenden Beobachtungen:
Jede einzelne Hummel-Arbeiterin muss durch Try and Error selbst lernen und die am besten zugänglichen und ertragreichsten Trachtpflanzen herauszufinden. Denn so etwas Ähnliches wie den Schwänzeltanz der Honigbiene gibt es bei Hummeln offensichtlich nicht. Hier muss sich jede einzelne Hummel-Arbeiterin selbst durch Erfahrung „weiterbilden“.
B. HEINRICH (1976) verfolgte auf einem vernachlässigten und verunkrauteten Farmgelände im US-Bundessaat Maine die Sammelwege und Zahl der Blütenbesuche von 5 individuell markierten Sammlerinnen der Art Bombus vagans:
- Arbeiterin Nr. 1 besuchte zu mehr als 90 % die Blüten von Löwenzahn und einen sehr geringen Prozentsatz Rotklee. Die ebenfalls blühende Wilde Möhre blieb unbeachtet.
- Bei Arbeiterin Nr. 2 galten die Blütenbesuche zu etwa ¾ den Blüten des Rotklees, ¼ galten den Blüten vom Löwenzahn.
- Arbeiterin Nr. 3 besuchte ausschließlich Rotklee-Blüten.
- Bei Arbeiterin Nr. 4 dominierten mit mehr als 90 % die Blütenbesuche des Rotklees, die wenigen restlichen Blütenbesuche galten der Wilden Möhre.
- Nur die Arbeiterin Nr. 5 besammelte alle drei Trachtpflanzen: mit etwa 75 % dominierten Blütenbesuche der Wilden Möhre, gefolgt vom Löwenzahn mit etwa 20 % und dem Rotklee mit 5 %.
Interessant!
Auf diese Weise wurden die drei häufigsten Trachtpflanzen im Gelände optimal genutzt. Der Ernte-Ertrag an Nektar und Pollen ist insgesamt höher, als wenn alle 5 Arbeiterinnen die gleichen Prioritäten bei ihren Blütenbesuchen gehabt hätten.

Doch wie geht das vor sich? Sprechen sich die Fünf untereinander ab? Wohl kaum! Es wird eher eine Art spontaner, intraspezifischer Konkurrenz sein. Zum Beispiel: Arbeiterin Nr.1 fliegt auf das Gelände und registriert, die Blüten der Wilden Möhre und Rotklee sind schon den anderen 4 Arbeiterinnen besetzt und konzentriert ihre Blütenbesuche deshalb auf den Löwenzahn.
So einfach ist dieses Verhalten dann doch nicht zu erklären: Denn die Arbeiterinnen Nr. 2, Nr. 3 und Nr. 4 haben mit 75 bis 100 % Blütenbesuche des Rotklees alle drei die gleiche Präferenz. Dagegen geht Arbeiterin Nr. 5 mit einer Präferenz für Blüten der Wilden Möhren ihren Sammler-Kolleginnen aus dem Weg.
Eine ähnliche Arbeitsteilung beobachtete HEINRICH über einen Monat lang täglich bei Arbeiterinnen von Bombus fervidus. Einige Arbeiterinnen besammelten fast ausschließlich die Blüten von Springkraut, andere Arbeiterinnen Astern und eine dritte Gruppe von Arbeiterinnen Goldruten. Diese Aufteilung änderte sich also nicht von Tag zu Tag, sondern wurde über einen längeren Zeitraum beibehalten.
Die einmal spontan gewählte und über einen Monat beibehaltene Aufteilung der Blüten Besuche scheint sich bei den Hummeln bewährt zu haben. Sie ist ökonomisch und so wahrscheinlich der gesamte Ernteertrag an Nektar und Pollen am höchsten.
Hummeln optimieren ihre Sammeltätigkeit individuell durch Erfahrung

Es kann sein, dass Hummel-Arbeiterinnen tatsächlich lernfähig sind. B. HEINRICH führte zwei ganz unterschiedliche Beobachtungsreihen an der nordamerikanischen Bombus vagans durch:
Mit der Zahl der aufeinanderfolgenden Blütenbesuche verbesserte sich die Ausbeute der Blüten. D.h. der Anteil an Nektar und Pollen der aus der Blüte abgesammelt wurde, erhöhte sich deutlich. Bei den ersten 10 von den Arbeiterinnen besuchten Blüten lag die Ausbeute bei etwas mehr als 40 %, stieg bis zur 70. Blüte exponentiell bis auf etwa 90 % an und erreichte schließlich bei der 160. Blüte eine vollständige Ausbeute von etwa 100 %.
In einer anderen Beobachtungsreihe wurde die Zahl der Blüten Arten in Abhängigkeit von der Zahl der Sammelflüge einer einzelnen Hummel-Arbeiterin in einem von anderen Hummeln abgeschirmten Gelände protokolliert. Beim ersten Sammelfug wurden 5 Blumenarten besucht. Die Zahl der pro Sammelflug besuchten Blumenarten reduzierte sich dann bis zum 7. Sammelflug bis auf 1 einzelne Blumenart. Sie blieb bei den weiteren Sammelflügen weiter auf diese eine Blumenart beschränkt.