Wer einen Hummelkasten betreiben möchte sollte darauf achten, dass der Kasten auf die im Garten vorkommende Hummelart abgestimmt ist. Wir geben einen Überblick, welche Hummelkasten-Arten es gibt und für welche Hummelarten sie sich eignen.
Kriterien für das Aufstellen eines Hummelkastens
Je nach Hummel-Art, wird der Nestbau ober- oder unterirdisch angelegt. Außerdem ist die Kolonie-Größe, also die Anzahl der Arbeiterinnen entscheidend für die Nestgröße.
Will man die Hummeln mit Hilfe eines künstlichen Hummelkastens unterstützen, ist es wichtig zu wissen, welche Hummel-Arten im Garten häufiger und welche seltener sind. So kann man abschätzen, ob die vorkommende Art ober- oder unterirdisch nistet und wie viele Hummeln jeweils eine Kolonie bilden.

Schon gewusst?
Von den etwa 30 Hummelarten, die bei uns in Deutschland vorkommen, kann man 9 Arten auch im Garten beobachten und regelmäßig bis selten antreffen.
Die Hummelarten zu unterscheiden, um ihnen dann die artgerechte Nisthilfe anbieten zu können, ist nicht einfach. Eine Zusammenfassung der einzelenen Hummelarten und eine erste Entscheidungshilfe soll die folgende Tabelle geben.
Hummel-Art | Häufigkeit im Garten | ober-/ unter-irdisches Nest | Kolonie-größe | Brutbeginn | Künstliche Nisthilfe |
Hellgelbe Erdhummel Bombus lucorum | selten | kleines Nest am Boden in der Krautschicht | Bis zu 500 | Frühjahr | Oberirdischer Hummelkasten |
Dunkle Erdhummel Bombus terrestris | sehr häufig | nur unterirdisch | bis zu 500 | Februar – März | Unterirdischer Hummelkasten |
Steinhummel Bombus lapidarius | regelmäßig | oberirdisch, flach am Boden | bis zu 300 | März | Oberirdischer Hummelkasten |
Baumhummel Bombus hypnorum | selten | oberirdisch | 80 bis 400 | Februar – Ende März | Oberirdischer Hummelkasten |
Gartenhummel Bombus hortorum | regelmäßig | ober- und unterirdisch | 50 bis 150 | März – Mitte Mai | Ober- und Unterrdischer Hummelkasten |
Bunte Hummel Bombus sylvarum | selten | ober- und unterirdisch | 80 bis 150 | ab Anfang April | Kleiner Hummelkasten, auch unterirdisch |
Wiesenhummel Bombus pratorum | regelmäßig | oberirdisch in Hecken | März | nicht möglich | |
Distelhummel Bombus soroeensis | selten | unterirdisch | 80 bis 150 | Ende April – Anfang Mai | Unterirdischer Hummelkasten |
Sandhummel Bombus veteranus | selten | oberirdische Nistkugel, selten auch unterridisch | 60 bis 130 | ab April | Kleiner Hummelkasten |
Ein Blick auf die Tabelle macht es deutlich: Um den im Garten vorkommenden Hummeln eine passende, künstliche Nisthilfen anbieten zu können, muss man wissen:
- um welche Hummelart es sich handelt
- ob sie ihr Nest ober- oder unterirdisch anlegt
- wann die Hummelkönigin nach dem Überwintern mit der Suche nach einem geeigneten Nistplatz beginnt
- auf welche Anzahl das Hummelvolk anwachsen kann
Hummelart berücksichtigen

Hummeln sind sehr standort-treu. Hat man im Sommer regelmäßig Hummeln in Garten fliegen sehen, dann wird im nächsten Jahr auch die junge Hummelkönigin derselben Art hier ihr Nest anlegen. Hummelarten sicher zu identifizieren ist jedoch nicht einfach. Zwei empfehlenswerte, deutschsprachige Bestimmungsbücher sind:
- Gokcezade, Geben-Krenn & Meumayer: Feldbestimmungsschlüssel für die Hummeln Deutschlands, Österreichs und der Schweiz.- Verlag Quelle & Meyer, Wiebelsheim
- Eberhard von Hagen: Hummeln bestimmen – ansiedeln – vermehren – schützen.- Natur Verlag
Brutverhalten der Hummelart berücksichtigen
Um eine artgerechte, künstliche Nisthilfe auszuwählen und rechtzeitig aufstellen zu können, muss man wissen, ob die Hummelart ober- oder unterirdisch brütet und wie groß das Hummelvolk im Laufe der Saison werden kann.
Unser Tipp!
Wer bereits im Jahr zuvor ein Hummel-Nest im Garten entdeckt hat, kann sich daran orientieren.
Hummelkasten rechtzeitig aufstellen

Den fertig eingerichteten Hummelkasten etwa eine Woche bevor die Hummelkönigin mit der Suche nach einem geeigneten Nistplatz zu suchen beginnt im Garten aufstellen.
Wichtig ist, dass der in der Tabelle angegebene Brutbeginn nur zur Orientierung dient. Er hängt von der Klimazone und der Höhenlage des jeweiligen Gartens ab. So wird beispielsweise eine Hummelkönigin in der Oberrheinischen Tiefebene ein bis zwei Wochen ihren Winterschlaf früher beenden und auf Nistplatzsuche gehen, als im Schwarzwald oder auf der Schwäbischen Alb.
Größe des Hummelvolkes
Die Größe eines Hummelvolkes kann auch innerhalb einer Art ganz unterschiedlich ausfallen und hängt wahrscheinlich vor allem vom Ernährungszustand der Hummelkönigin und dem Nahrungsangebot in Reichweite des Hummelnestes ab.
Einfacher oberirdischer Hummelkasten mit offenem Einflugloch
Von einem einfachen Oberirdischen Hummelkasten ohne Vorbau ist prinzipiell vor allem aus 2 Gründen abzuraten:
- Um erfolgreich die ersten gelegten Eier auch ausbrüten zu können braucht die Hummelkönigin eine Nesttemperatur von ca. 40 Grad Celsius, was bei einem offenen Einflugloch Anfang März (teilweise haben wir noch Minusgrade) schwierig wird.
- Ein offenes Einflugloch macht es einer Kuckuckshummel und anderen Feinden und Parasiten zu leicht, in den Nistkasten einzudringen.
Unser Tipp!
Ein oberirdischer Hummelkasten mit Vorbau ist die bessere Alternative!
Oberirdischer Hummelkasten mit Vorbau

Bei einem oberirdischen Hummelkasten mit einem kleinen Vorbau und einer innen agebrachten Einschlupfröhre ist das Eindringen einer Kuckuckshummel schon schwieriger. Sie hat eigentlich nur eine Chance, wenn sie in den ersten Tagen in den Hummelbau eindringen kann. Also wenn die Hummelkönigin noch allein ist oder mit der Aufzucht der ersten Larven und Arbeiterinnen beschäftigt ist.
In dieser Zeit verlässt die Hummelkönigin jedoch ihr Nest nicht und die erste Brut kann sowieso noch nicht fliegen. Wenn man zwischen der Hinterwand des Vorbaus und der Wand des Hummelkastens 1 bis 2 mm frei lässt, dann kann man in den Schlitz von oben eine kleine Plastikkarte einschieben und der Hummelbau ist geschlossen.
Nach etwa 2 bis 3 Wochen dürfte die erste Generation von Arbeiterinnen ausgewachsen und flugbereit sein. Damit sie ihren ersten Sammelflug zu den Blüten der Trachtpflanzen starten können, wird die Plastikkarte hinter dem Vorbau wieder entfernt. Zu diesem Zeitpunkt traut sich eine Kuckuckshummel wohl kaum noch in den Hummelkasten. Denn nun würde sie nicht nur von der Hummelkönigin, sondern auch von einem Dutzend oder mehr Arbeiterinnen mit ihrem Wehrstacheln empfangen werden.

Um die Hummeln vor der Wachsmotte zu schützen, kommt in dem Vorbau vor der Öffnung ins Innere eine leichte, schwingend aufgehängte Klappe. Diese kann von den Arbeiterrinnen mit ihrem Körpergewicht leicht aufgedrückt werden, nicht aber von den kleinen und federleichten Kleinschmettterlingen der Wachsmotten.

Unser Tipp!
Solch ein oberirdischer, größerer Hummelkasten mit Vorbau eignet sich vor allem für die Hellgelbe Erdhummel, die Steinhummel und die Baumhummel.
Kleiner, oberirdischer Hummelkasten
Leider werden die kleineren Hummelkästen bisher nur ohne Vorbau angeboten. Oft haben sie aber zwei Kammern, wobei dann der eigentliche Nistplatz mit dem Nistmaterial in der zweiten Kammer liegt, in die die Hummeln nur über die erste Einstiegskammer gelangen.
Unser Tipp!
Solch ein kleinerer, oberiridischer Hummelkasten kommt für die Gartenhummel, die Bunte Hummel und die Sandhummel infrage.
Unterirdirscher Hummelkasten
Ein Hummelkasten, der im Gartenboden eingegraben werden kann, muss aus einem feuchtigskeitsabweisenden Material (beispielsweise Holzbeton) bestehen.
Für Hummelarten mit einem zahlenreichen Volk kann man dazu einen einfachen Hummelkasten (wie oben vorgestellt) nehmen. Statt einem offenen Einflugloch wird an der Öffnung eine etwa 50 cm lange Einschlupfröhre mit einem Innendurchmesser von ca. 3 cm, die im etwa 45 Grad schräg nach oben führt, angebracht.
Dieser Hummelkasten wird mit Nistmaterial ausgepolstert und dann so tief in die Erde eingesetzt, dass das abnehmbare Dach etwa 2 bis 3cm hoch aus dem Boden heraus ragt. Auch der Einstieg in die Einschlupfröhre sollte etwa 2cm aus dem Boden ragen.
Unser Tipp!
Solch ein verhältnismäßig großer, unterirdischer Hummelkasten kommt vor allem für unsere häufigste Hummel-Art, die Dunkle Erdhummel, infrage.
Kleinere, unterirdische Nisthilfen
Für ein kleineres, unterirdisch brütendes Hummelvolk bietet der Fachhandel bisher keine Fertigprodukte. Eine solche unterirdische Nisthilfe lässt sich aber recht einfach selbst im Garten zusammenstellen. Dazu braucht man:
- ein bis zwei Steinplatten von etwa 40 x 40 cm Größe
- einen größeren Blumentopf aus Keramik mit einem Durchmesser von 30 bis 35 cm und einem Abzugsloch im Boden (dieses muss man eventuell vorsichtig auf einen Durchmesser von 2 bis 2 ½ cm erweitern)

Dieser Keramiktopf mit Abzugsloch wird etwa bis zur Hälfte mit einem geeigneten Nistmaterial gefüllt. Das kann beispielsweise getrocknetes Wiesenheu, Moos oder Schafswolle sein.
Über das Nistmaterial kommt eine wenige Zentimeter hohe Schicht aus Kleintierstreu, die helfen soll, das Nest trocken zu halten. Über die Streuschicht kommt ein feuchtigkeits durchlässiges Vlies.

Unser Tipp!
Viele der unterirdisch brütenden Hummelarten nutzen verlassene Mäusebauten. Daher kann man das Nistmaterial mit etwas Mäusegeruch „parfümieren“. Das lockt die Hummelkönig auf der Suche nach einer Nistmöglichkeit besonders gut an.
Nun hebt man aus dem Gartenboden eine Grube mit dem Maße der Steinplatten aus. Dann wird eine der beiden Steinplatten flach auf den Boden der Grube gelegt und drüber der gefüllte, vorsichtig umgedrehte Topf mit der Öffnung nach unten auf die Steinplatte gestellt.
Anschließend füllt man den freien Raum zwischen Topfwand und Grubenwand mit Gartenerde bis auf etwa 1cm unter dem Topfboden auf. Das Einstiegsloch liegt so etwa einen halben Zentimeter über dem Bodenniveau.

Um den Topfboden herum legt man in ausreichendem Abstand eine etwa 2 bis 3 cm hohe Reihe flacher Kieselsteine oder Tonscherben. Als Abschluss legt man auf diese Steine die zweite Steinplatte. So ist das Nest vor Wind und Regen gut geschützt und die Hummeln können die kurze Strecke bis zum Einstiegsloch krabbelnd erreichen.
Statt die Einstiegsöffnung mit Hilfe von einer Reihe von Steinen und einer Steinplatte zu schützen, kann man auch ganz einfach einen halbkreisförmigen Dachziegel über den Keramik-Topf stülpen.

Unser Tipp!
Eine solche, kleinere unterirdische Nisthilfe eignet sich für Gartenhummeln, Distelhummeln und Sandhummeln.