Familiengarten Tipps
Das Foto zeigt einen Frosch, einen Laufkäfer, einen Harlekin Marienkäfer und eine Raubwanze

Marienkäfer in unseren Gärten

Gefunden auf: https://www.familiengarten-tipps.de/wildtiere/kaefer-und-krabbler/marienkaefer/marienkaefer-konkurrenz/

Marienkäfer haben in unseren Gärten mit Konkurrenz zu kämpfen. Fressfeinde und Parasiten lassen die Marienkäferpopulationen schrumpfen. Wir geben einen Überblick.

Konkurrenz Harlekin Marienkäfer in unserem Garten

Das Foto zeigt einen Harlekin Marienkäfer

Bis im Jahr 2002 war die “Welt der Marienkäfer noch in Ordnung“. Die beiden in Deutschland am weitesten verbreiteten und häufigsten Arten, der kleine Zweipunkt-Marienkäfer und der mehr als doppelt so große Siebenpunkt-Marienkäfer konnten im Garten nebeneinander existieren, denn das Nahrungsgebot an Blattläusen reichte für beide.

Das änderte sich in den folgenden Jahren, nachdem der ursprünglich aus Asien stammende Harlekin-Marienkäfer Haemonia axyridis zunächst in Gärtnereien eingesetzt wurde. Er räumte dort von nun an besonders gründlich unter den Blattkolonien auf.

Doch bald darauf tauchte der Harlekin Marienkäfer auch in unseren Hobby-Gärten als Konkurrenz auf. Und auch bei Marienkäfern gilt die Regel: Wer viel frisst und gut ernährt ist, kann auch besonders viele Nachkommen erzeugen.

Da aber das Angebot an Blattläusen im Garten nicht unendlich ist, begann der Harlekin-Käfer den beiden Nahrungskonkurrenten die Blattläuse wegzufressen und den Zwei- und Sieben-Punkte-Marienkäfer zurückzudrängen. Außerdem hat der Harlekin-Marienkäfer nur wenige Feinde (wie z. B. den Waldwächter, eine Baumwanzenart).

Das Foto zeigt einen Waldwächter

Fressfeinde des Marienkäfers im Garten

Marienkäfer machen sich nicht nur untereinander Konkurrenz. Wer sich so regelmäßig und zahlreich vermehrt, der hat in der Regel auch viele Fressfeinde. Für folgende Fressfeinde sind die Marienkäfer eine leichte und willkommene Beute:

  • Laufkäfer
  • Raubwanzen
  • Spitzmäuse
  • Frösche
  • Eidechsen
  • Vögel
  • Ameisen
Das Foto zeigt einen Vogel mit offenem Schnabel

Viele Vogelarten haben aus Erfahrung gelernt: je greller der Marienkäfer gefärbt ist, desto mehr Gift enthält er. Diese besonders bunten Marienkäfer werden deshalb verschont und stattdessen die etwas unscheinbareren Exemplare gefressen.

Auch wenn die Marienkäfer bei Gefahr ihren übel riechenden, gelben Schleim ausstoßen oder sich auf den Rücken werfen, imponieren sie einem Vogel damit wenig. Sie können mit diesem Verhalten vielleicht lediglich manchen Laufkäfer abschrecken.

Schon gewusst?

Gefressen werden oft nicht nur die Käfer, sondern auch die Ei-Gelege, die Larven und Puppen der Marienkäfer.

Gefährlich werden den Marienkäfern und ihren Larven oft auch Ameisen, wenn sie im wahrsten Sinne verbissen ihre Blattlauskolonie gegen  vordringende Marienkäfer verteidigen. 

Das Foto zeigt eine Ameise, die eine Marienkäferlarve frisst
Ameisen verteidigen ihre Blattlauskolonien gegen Marienkäfer und deren Larven

Marienkäfer-Brackwespe Dinocampus coccinellae als Feind

Die Marienkäfer-Brackwespe Dinocampus coccinellae entwickelt sich auf Kosten eines Marienkäfers: Die Wespe legt jeweils ein einziges Ei unter die Deckflügel des Marienkäfers. Aus dem Ei schlüpft eine Larve, die das Körpergewebe des Käfers langsam von ihnen her auffrisst, sich von Larvenstadium zu Larvenstadium häutet und dabei im Wirtstier überwintert.

Am Ende der Larvalperiode der Brackwespe, wenn die inneren Organe des Käfers vollständig aufgefressen sind, häutet sich die Larve zur Puppe und bleibt während der Puppenruhe im Schutz der leeren Körperhülle des Marienkäfers.

Schließlich schlüpft aus der Puppenhülle die adulte Brackwespe, entfaltet sich und fliegt davon auf der Suche nach Artgenossen, mit denen sie sich paaren kann. Anschließend sucht die weibliche Brackwespe einen Marienkäfer, unter dessen Flügel sie ein Ei legen kann und der Kreislauf begonnt von vorne.

Das Foto zeigt eine Marienkäfer BrackwespeRsbernard, Dinocampus coccinellae (cropped), CC BY-SA 4.0

Die Brackwespe ist dabei nicht auf eine bestimmte Marienkäfer-Art als Wirtstier angewiesen. Es hat sich gezeigt, dass Brackwespen mindestens 50 Marienkäfer-Arten attackieren können. Jedes Brackwespen-Weibchen legt auch nicht nur je ein Ei, sondern bis zu 100 Eier in bis zu 100 einzelne Marienkäfer.

Auf diese Weise bilden die Marienkäfer-Brackwespen 2 Generationen pro Jahr. Die meisten der Nachkommen sind Weibchen, die sich wiederum parthenogenetisch, also ohne Befruchtung durch Männchen, vermehren können. 

Ihre bis zu 100 weiblichen Nachkommen können noch im gleichen Jahr jeweils bis zu 100 eigene Nachkommen produzieren. Das sind dann also bis zu 10.000 Nachkommen jeder Brackwespe der Frühjahrsgeneration. Man kann sich gut vorstellen, dass das eine Marienkäfer-Kolonie beispielsweise einer Schrebergarten-Siedlung spürbar dezimieren kann.

Weitere Gründe, die unsere Marienkäferzahl dezimiert

Es gibt mindestens wenigstens fünf weitere Faktoren, die die Nachkommenzahl der einheimischen Marienkäfer spürbar verringern können:

Larven fressen restliche Eier

Das Foto zeigt einen Marienkäfer und seine Eier

Sind die ersten Larven eines Geleges geschlüpft, fressen sie oft als erste Mahlzeit die restlichen Eier des Geleges auf.

Marienkäfer fressen sich gegenseitig

Herrscht Nahrungsmangel in einer Marienkäfer-Kolonie, weil sie unter den Blattläusen im Garten bereits gründlich aufgeräumt haben, dann beginnen die Marienkäfer oft sich gegenseitig zu kannibalisieren. Die Marienkäfer fressen die Larven, und ältere Larven des 3. und 4. Stadium die frisch geschlüpften Erstlarven.

Nahrungskonkurrent Cryptolaemus montrouzieri

Das Foto zeigt einen Cryptolaemus montrouzieriGilles San Martin, Cryptolaemus montrouzieri, CC BY-SA 2.0

Der erst vor wenigen Jahrzehnten aus Australien eingeführte Marienkäfer Cryptolaemus montrouzieri zur Biologischen Bekämpfung von Blatt-, Schild-, Woll- und Schmierläusen im Ökologischen Landbau droht als Nahrungskonkurrent einheimische Marienkäfer-Arten zu verdrängen.

Microsporidien vom Harlekin-Marienkäfer

Der aus Asien eingewanderte Harlekin-Marienkäfer hat im Blut Microsporidien, die in die Körperzellen eines Wirttieres eindringen und ihm damit Schaden können. Für den Harlekin-Marienkäfer scheinen diese Microsporidien harmlos zu sein. Auch einheimische Mareinkäferarten können sich mit Microsporidien infizieren, wenn sie die Eigelege oder die Larven des Harlekin-Marienkäfers fressen. Aber für diese Marienkäfer kann die Infektion tödlich enden.

Unfruchtbarkeit des Weibchens

Man hat an in Polen lebenden Zweipunkt-Marienkäfern (Adalia bipunctata) festgestellt, dass sie oft Milben als Ektoparasiten mit sich herumschleppen. Diese Milben werden bei der Paarung auf den Sexualpartner übertragen und können das Weibchen unfruchtbar machen.

Während der Fortpflanzungszeit paart sich jedes Weibchens durchschnittlich jeden 2. Tag mit einem neuen Partner. Auf diese Weise kann bereits innerhalb von 2 Wochen die Infektionsrate bis auf 70% ansteigen.

Wichtig!

Das die Population daran nicht zugrunde geht, liegt vor allem daran, dass frische, nicht infizierte Weibchen rechtzeitig für Nachschub sorgen.

Vernichtung natürlicher Lebensräume

Das Foto zeigt einen Marienkäfer, der seine Flügel ausgebreitet hat

Aber Marienkäferpopulationen haben nicht nur unter Fressfeinden und Parasiten oder unter der Nahrungskonkurrenz zwischen verschiedenen Marienkäfer-Arten zu leiden. 

Vielmehr scheinen vor allem die Vernichtung ihrer natürlichen Lebensräume, ebenso wie der Einsatz chemischer Insektizide in Landwirtschaft und Gartenbau für den Artenrückgang auch unter den Marienkäfern verantwortlich zu sein.

Von den 81 in Deutschland vorkommenden Marienkäfer-Arten ist eine Art bereits ausgestorben, 12 Arten stehen unmittelbar vor dem Aussterben und 20 weitere Arten sind existentiell gefährdet, wenn nicht bald eingegriffen wird. Die noch vorhandenen Lebensräume sollten unter Schutz gestellt oder rekultiviert werden und der Einsatz konventioneller Insektizide vollständig verboten werden.

Doch selbst wer einen naturnahen und nach biologischen Kriterien geführten Garten hat, wird festgestellt haben, dass die Artenzahl der Insekten und darunter auch der Marienkäfer von Jahr zu Jahr immer weiter abnimmt.

Dafür den Klimawandel verantwortlich zu machen, das taugt nicht. Denn alle Marienkäferarten sind ausgesprochen wärmeliebend. Demzufolge werden diese, zumindest in den nächsten Jahren, eher von der durchschnittlichen Klimaerwärmung profitieren.

Doch was nützt es, wenn der eigene Garten möglichst naturnah angelegt, bepflanzt und gepflegt wird, wenn in der Nachbarschaft, d.h. im Umkreis von 1 bis 2 Kilometern Schotterbeete und täglich vom Mähroboter kurz geschorene Rasenflächen das Bild der Siedlung bestimmen? Ein Umdenken würde den Insektenpopulationen helfen.