Wenn sich im Sommer die Blattläuse vermehren, finden wir in unseren Gärten oft auch massenweise Marienkäfer. Marienkäfer gelten als DIE biologische Geheimwaffe zur Schädlingsbekämpfung.
Marienkäfer bei der Bekämpfung von Blatt-, Schmier- und Schildläusen
Kardinal-Marienkäfer (Novius cardinalis) war die erste Marienkäfer-Art, die bereits in der zweiten Hälfte des des 19. Jahrhunderts ganz gezielt zur Biologischen Schädlingsbekämpfung eingesetzt wurde.
Er ist aber keine einheimische Art, sondern stammt aus Australien. Er wurde erstmals von dem neuseeländischen Biologen Thomas William Kirk in Australien zur Bekämpfung von Wollschildläusen an Obstbäumen eingesetzt.
Bereits 1888 verzeichnete man erste Erfolge in Kalifornien, wo der Kardinal-Marienkäfer in den Citrus-Plantagen zur Bekämpfung der Wollschildläuse eingesetzt wurde. Zudem setzte man ihn in den Baumwollfelder gegen Milben und Blattläuse ein.
Er wurde dazu auch in Europa eingeführt und kommt inzwischen vor allem in Süd- und Osteuropa vor. Dank der fortschreitenden Klimaerwärmung wird diese ursprünglich australische Marienkäfer-Art sicher auch bald in Mitteleuropa auftauchen.
Vor einigen Jahrzehnten wurden einheimische Marienkäfer aus Schleswig-Holstein nach Kanada geflogen, um dort die Bestände der einheimischen Fichten vor der Vernichtung durch Sitka-Fichtenläuse, einer Röhrenblattaus-Art, die an den Fichtennadeln saugt, zu retten.
In großen Stückzahlen wird vor allem der etwa 4,4mm große Cryptolaemus montrouzieri, eine Marienkäferart aus Australien, und ihre Larven zur Biologischen Bekämpfung von Schmierläusen eingesetzt.
Dazu werden diese Marienkäfer und ihre Larven in großem Stil auf Schmierläusen gezüchtet, die auf Dunkeltrieben von Kartoffeln gezüchtet wurden. Die Entwicklungsdauer von der Erstlave bis zum aus der Puppe schlüpfenden Käfer ist in hohem Maße von der Temperatur abhängig. Bei einer Raumtemperatur von 18oC dauert sie 70 Tage, bei 30oC verkürzt sie sich auf 25 Tage. Wobei sich die gesamte Lebensdauer dieser Käfer aber nur um etwa 15% verkürzt.
Zur Bekämpfung von Schildläusen, speziell den Deckelschildläusen, in Gewächshäusern werden Chilocorus nigritus, eine exotische Marienkäferart mit entsprechend hohen Klimaansprüchen (mindestens 22oC Lufttemperatur und 60% relative Luftfeuchtigkeit) gezüchtet und eingesetzt.
Bietet der Fachhandel Marienkäfer zur Schädlingsbekämpfung im Garten an?
Ja, zumindest vier Marienkäfer-Arten werden regelmäßig aus Zuchten zur Schädlingsbekämpfung im eigenen Garten angeboten:
Zur Bekämpfung von Blattläusen werden zwei einheimische Marienkäfer-Arten angeboten:
- Zweipunkt-Marienkäfer Adalia bipunctata
- Siebenpunkt-Marienkäfer Coccinella septempunctata
Unser Tipp!
Das sind allerdings unsere beiden häufigsten einheimischen Arten und mit etwas Glück kann man sie selbst in den eigenen Garten locken und dort auf Dauer ansiedeln.
Bei der Bekämpfung von Schmier- und Woll-Läusen unter Glas, also vor allem in Gewächshäusern hilft der ursprünglich aus Australien stammende Marienkäfer Cryptolaemus montrouzieri.
Zur Bekämpfung von Spinnmilben, besser bekannt als Rote Spinne, in Gewächshäusern wird der Schwarze Kugelkäfer Stethorus punctillum . Dieser Marienkäfer ist unsere, mit nur 1½ mm, kleinste einheimische Art.
Leider fehlt bisher ein Angebot vom 22-Punkt Marienkäfer Thea 22-punctata, dem einzigen Marienkäfer, der Mehlltaupilze frisst und mit eigenen Mitteln nur schwer in den Garten zu locken und dort auf Dauer anzusiedeln ist.
Das ist beim Einsatz vom Marienkäfer als Schädlingsbekämpfung zu beachten
Grundsätzlich müssen beim Einsatz von Nutzorganismen, also auch von Marienkäfern als Pflanzenschutzmittel die Bestimmungen der EU-Richtlinie 91/414 EC über das In-Verkehr-bringen von Pflanzenschutzmitteln beachtet werden.
Auch zur Biologischen Schädlingsbekämpfung angebotene Marienkäfer aus einem zertifizierten Zuchtbetrieb bedürfen zuvor einer Zulassung, die vom jeweiligen Züchter beantragt werden muss. Das ist vor allem für den Einsatz von exotischen Nutztierarten, wie dem aus Australien stammenden Marienkäfer Cryptolaemus montrouzieri, nicht nur notwendig, sondern auch sinnvoll. So kann eine weitere Faunen-Verfälschung unserer einheimischen Marienkäfer unterbunden werden.
Vom Fachhandel angeboten werden soweit bekannt neben den Larven auch die adulten Käfern der oben genannten Marienkäfer-Arten. Das birgt natürlich die große Gefahr, dass die im Garten ausgesetzten Käfer sich nicht alle auf die nächste Blattlauskolonie stürzen, sondern zum Teil einfach davon fliegen. Deshalb sollte man nur Larven kaufen.
Marienkäfer bei der Ansiedlung im Garten unterstützen
Wer im Garten immer wieder Probleme mit Blattlauskolonien hat, deren Blattläuse beispielsweise an Blütenknospen saugen, sodass sie die Blüten nicht mehr voll entwickeln, der sollte die Ansiedlung von Marienkäfern im Garten fördern.
Schon gewusst?
Viele unserer Blattlauskolonien im Garten stehen unter dem besonderen Schutz von Ameisen. Die Ameisen ernähren sich von den Ausscheidungen der Blattläuse, Honigtau genannt.
Für Marienkäfer und ihre Larven sind Blattläuse ihre Beutetiere, die sie tot-beißen und aussaugen. Die Ameisen leben jedoch vom Honigtau der Blattläuse, sie sind also daran interessiert, dass die Läuse überleben. Dadurch verteidigen sie „ihre“ Blattlauskolonie vor den Angriffen der Marienkäfer, indem sie diese mit ihren schmerzhaften, giftigen Bissen regelrecht weg beißen.
Um die Marienkäfer vor den Ameisen zu schützen, muss man dafür sorgen, dass die Ameisen nicht zu ihrer Blattlauskolonie auf der Pflanze hochklettern können.
Bei Blattlauskolonien, die dicht unter den Blütenknospen oder Fruchtansätzen in Obstbäumen sitzen, ist das recht einfach. Die Baumstämme bestreicht man mit einem Pinsel einmal rund um den Stamm mit Raupenleim. Dort bleiben die Ameisen dann einfach kleben.
Interessante Informationen zum einheimischen Marienkäfer
Immer noch ist der Siebenpunkt-Marienkäfer unsere häufigste Marienkäferart. Eine einzige Larve dieses Marienkäfers kann in wenigen Wochen mehrere Hundert bis Tausend Blattläuse vertilgen. Das hat der Larve des Siebenpunkts den Beinamen Blattlauslöwe eingebracht.
Wenn sich die Blattläuse im Sommer massenhaft vermehren, dann setzt auch bald darauf eine Massenvermehrung der Marienkäfer ein. Dann kann es vorkommen, dass an heißen, trockenen Sommertagen ganze Schwärme von fliegenden Marienkäfern auf der Suche nach neuen Futterplätzen dunkle Wolken bilden. Manchmal müssen dann sogar Straßen gesperrt werden.
Alle paar Jahre kommt es sogar vor, dass riesige Schwärme von Marienkäfern, aus dem etwa 40km entfernten Dänemark an den Ostseestrand der Halbinsel Darß fliegen. Dort landen sie im Spülsaum zu Millionen und verenden langsam.
Die Entwicklung von Marienkäfer-Larven selbst beobachten
Wer einmal selbst beobachten möchte, wie sich Marienkäfer-Larven entwickeln, der sollte sich ein Insektarium einrichten. Man kann sehen, wie sich die Larven von Blattläusen ernähren, alle vier Larvenstadien durchlaufen, sich verpuppen, bis sich am Ende ein Marienkäfer entwickelt. Der Fachhandel hält dazu kleine Terrarien bereit.
Die Keweni Insect Feeding Box beispielsweise hat die richtigen Maße, um einige Marenkäfer-Larven beim Saugen an Blattläusen zu beobachten (und dank der glasklaren Frontscheibe auch zu fotografieren) und über die Puppenruhe bis zum adulten Käfer aufziehen zu können.
Insektarium einrichten
Man befüllt den Boden der Insektenbox mit einer etwa 3cm hohen Schicht aus zuvor mit Wasser vollgesogenen Kokosfasern (sogenannter Kokoshum-Erde). Dieses Substrat sorgt für eine permanent gleich-bleibende Luftfeuchtigkeit im Insektarium. Marienkäfer-Larven brauchen zu ihrer Entwicklung nicht nur Wärme, sondern auch eine ausreichend hohe Luftfeuchtigkeit.
In einer der beiden Seitenwände verkeilt man ein passend zugeschnittenes Stück einer unbehandelten, grob gefurchten Korkrinde. In den Ritzen dieser Korkrinde können sich die Marienkäfer zurückziehen.
Auf den Boden legt man zwei, drei kalkfreie Kieselsteine. Zwischen diese Steine wird eine frische Blütenstaude oder ein Staudentrieb, die dicht von einer Blattlauskolonie besiedelt ist, gestellt.
Nun muss man nur noch ein Gelege der goldgelben Eier eines Marienkäfers im Garten finden. Diesen legt man mitsamt der Unterlage (das kann ein Pflanzenblatt oder ein Stängelabschnitt sein) auf einen der Kieselsteine. Manchmal findet man auch das Marienkäfer-Gelege in unmittelbarer Nachbarschaft einer Blattlaus-Kolonie. Das ist natürlich der Idealfall und erleichtert das Beobachten und Fotografieren der Larven.
Wo stelle ich meine Insektenbox auf?
Die Insektenbox stellt man an einem ruhigen Platz so auf, dass sich die Marienkäfer-Larven mit der Morgensonne etwas aufwärmen können. Die übrige Zeit sollte die Box im lichten Halbschatten stehen.